ÜBERARBEITUNG

Überarbeitung - inzwischen die häufigste Ursache für Gesundheitsschäden am Arbeitsplatz

Josephien Albrecht aus der Krankenversicherung.net Redaktion

Josephien Albrecht

Online-Redaktion

Lange Arbeitszeiten führen zu Gesundheitsschäden

Stress ist ungesund - gebetsmühlenartig zitieren Ärzte und Patienten gleichermaßen diesen Satz seit Jahrzehnten. Verinnerlicht hat ihn die Gesellschaft dennoch nicht.

Eine von der Techniker Krankenkasse regelmäßig seit 2008 durchgeführte Studie zum Stresslevel in der Bevölkerung zeigt, dass sich die Menschen immer gestresster fühlen. Die Art des Jobs ist dabei ein maßgeblicher Faktor: 76 Prozent derer, die immer erreichbar sein müssen, fühlen sich manchmal bis oft gestresst. Ganz an der Spitze aller Altersgruppen sind die 30- bis 39-Jährigen, hier spielt Stress für acht von 10 regelmäßig eine Rolle.

Zwischen Familie, Job, Verpflichtungen und Freizeitstress ist die Zeit für Entspannung knapp. Längst ist es auch zum Statussymbol geworden immer „im Stress zu sein” - schließlich bedeutet dies, dass man wichtig ist und gebraucht wird. Es bleibt kaum Zeit für eine ausgewogene Ernährung, genügend Bewegung oder ausreichend Schlaf. Nur der Mensch unterwirft sich selbst der Arbeit und nimmt dafür Schlafmangel und Überstunden in Kauf.

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    Lange Arbeitszeiten erhöhen Schlaganfall- und Herzinfarktrisiko signifikant

    Eine aktuelle UN-Studie zeigt: Überarbeitung ist inzwischen die häufigste Ursache für Gesundheitsschäden am Arbeitsplatz. Bislang waren Verletzungen oder Fehlbelastungen die größten Verursacher von Berufskrankheiten gewesen.

    Besonders bei Arbeitszeiten ab 55 Wochenstunden steigt das Risiko für Herzerkrankungen und Schlaganfälle extrem an. Die von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) und der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) in Auftrag gegebene Studie vergleicht den Zusammenhang zwischen solchen Erkrankungen und langen Arbeitszeiten. Zwischen 2010 und 2016 nahm die Zahl der tödlichen Schlaganfälle bei Überarbeitung um 19 Prozent zu, die Todesfälle durch Herzerkrankungen stiegen sogar um 42 Prozent. Allein in 2016 gingen laut den Studienautoren weltweit etwa 23 Millionen gesunde Lebensjahre durch Überarbeitung verloren.

    1,68 Milliarden Überstunden für 2020 in Deutschland

    Trotz Kurzarbeit in der Coronapandemie ist die Zahl der Überstunden in Deutschland weiterhin sehr hoch. Das Institut für Arbeitsmarkt und Berufsforschung hat in 2020 insgesamt 1,68 Milliarden Überstunden registriert - 892 Millionen davon unbezahlt.

    Die Angst vor dem Jobverlust und finanzieller Unsicherheit ist in der Corona-Krise besonders groß. Wie WHO-Generaldirektor Tedros Adhanom Ghebreyesus im Zuge der Ergebnisse der UN-Studie jedoch feststellt: „Kein Job ist dieses Risiko wert.”

    Auch wenn der finanzielle Druck groß ist, sollte der Wert der Gesundheit nicht unterschätzt werden. Schließlich bringt eine Berufsunfähigkeit aufgrund von Überbelastung viel größere finanzielle Sorgen mit sich. Die Erstellung eines übersichtlichen Finanzplanes kann dabei helfen einzuschätzen, inwiefern es möglich ist, im Beruf etwas zurückzutreten, um damit die Gesundheit zu schonen.

    Warnsignale der Überarbeitung rechtzeitig registrieren

    Wichtig ist es, die Zeichen der Überarbeitung frühzeitig zu erkennen:

    1. Schlechter Schlaf oder Schlaflosigkeit
      Gelegentlich eine Nacht schlecht ein- oder durchschlafen zu können, ist ganz normal. Wenn sich die Schlafstörungen aber häufen und jede Nachtruhe mit Einschlafproblemen beginnt, weil sich das Gedankenkarussell der Sorgen dreht, dann ist dies ein klares Warnzeichen.

       

    2. Entkräftung
      In Folge des ständigen unter Strom Stehens im Job fühlen sich viele dauernd erschöpft. Die Kraftlosigkeit wird durch schlechten Schlaf nochmals verstärkt. Für wen das morgendliche Aufstehen durch etliche Male „Snoozen" geprägt ist, die Routine im Bad und der Weg zur Arbeit schon einen Kraftakt bedeuten, steht fest: Es ist dringend Zeit, eine Pause einzulegen um neue Kraft zu tanken.

       

    3. Konzentrationsschwierigkeiten, ungenaue Arbeit und ständige Kopfschmerzen
      Über den Tag hinweg schwankt die Kurve der Konzentrationsfähigkeit, sich acht Stunden täglich nonstop konzentrieren zu können, ist Utopie. Wenn Beschäftigte jedoch kaum einen klaren Gedanken fassen können und sich so immer mehr Fehler in der Arbeit einschleichen, wird es kritisch. Auch ständige Kopfschmerzen bei der Arbeit können ein Zeichen sein, dass alles zu viel ist und Körper und Geist eine Pause brauchen.

       

    4. Lustlosigkeit, Motivationsprobleme, Pessimismus
      Andauernde Überarbeitung führt oft dazu, dass Betroffene Aufgaben, die ihnen früher einmal Spaß gemacht haben, kaum noch etwas abgewinnen können. Jeder Tag beginnt lustlos, es fehlt die Motivation, sich überhaupt erst an den Arbeitsplatz zu begeben und loszulegen, geschweige denn freiwillig neue Aufgaben zu übernehmen.

    Die Devise „So viel wie nötig, so wenig wie möglich” schwächt auch das Selbstbild. Ein Pessimismus gegenüber der Arbeit, dem Arbeitgeber aber auch der eigenen Leistungen manifestiert sich. Mit Erholung und klaren Grenzen in Sachen Arbeitszeiten stehen die Chancen gut, die alte Begeisterung für den Job zurückgewinnen zu können.

    Wie kann man Stress und Überarbeitung entgegenwirken?

    Wichtig ist es, die Warnsignale von Stress und Überarbeitung wahrzunehmen und zu beobachten, wie lange sie anhalten. Kurz vor der Deadline eines wichtigen Projektes mit Schlafproblemen zu kämpfen, muss noch keine gefährlichen Risiken für die Gesundheit bergen. Auch hin und wieder mal einen Durchhänger bei der Konzentrationsfähigkeit zu haben, ist völlig normal.

    Halten diese Probleme jedoch über mehrere Wochen oder Monate an und werden Überstunden zum Dauerzustand, sollten Betroffene handeln. Abhängig von der Zahl der Überstunden kann ein Gespräch mit dem Vorgesetzten helfen. Oft hat der Chef gar nicht auf dem Schirm, wer wie viele Stunden leistet. Gemeinsam können gegebenenfalls Prozesse optimiert oder andere Lösungen für eine reduzierte Arbeitszeit gefunden werden.

    Auch ein gutes Stressmanagement ist wichtig. Regelmäßiger Sport - moderater Intensität - senkt nachweislich das Level des Stresshormons Cortisol. Dabei haben verschiedene Sportarten unterschiedlich positive Auswirkungen auf die Psyche. Auch Atemübungen und Meditationen sind nützliche Tools, um den „Monkeymind”, also das Gedankenkarussell, zu beruhigen. Inzwischen werden solche Achtsamkeitsübungen in Form von Seminaren oder Apps, beispielsweise 7Mind, auch von Krankenkassen übernommen oder bezuschusst. Ob eine Erstattung möglich ist, sollten Versicherte vorab mit der jeweiligen Krankenkasse abklären.

    Bewegung, Achtsamkeit und die richtige Ernährung helfen gegen Stress

    „Du bist, was du isst” - der Spruch ist abgenutzt, die Botschaft ist es nicht. Die Ernährung hat viel damit zu tun, wie wir uns fühlen. Gerade in stressigen Zeiten wird häufig zu Fast-Food gegriffen und der tägliche Koffeinpegel nach oben geschraubt. Erstes ist keine gute Grundlage für die Leistungsfähigkeit und Konzentration, zweites beeinflusst - in Massen getrunken - den Schlaf negativ.

    Oft helfen schon regelmäßige kleine Pausen zwischendurch, um die Produktivität über den Tag hinweg auf einem hohen Level zu halten. Studien zeigen, dass eine solche Kurzpause wenigstens alle 90 Minuten eingelegt werden sollte. In Frage kommen dafür ein kurzer Spaziergang, eine Fitnessübung, ein Plausch mit dem Kollegen oder eine kurze Atemübung - also alles, was fünf Minuten Abstand von Bildschirmen oder Arbeitsplatz bedeutet.

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